Sommerlinde                                    Winterlinde

     (Tilia platyphyllos)                                                 (Tilia cordata)


 

 Vorkommen

Weltweit in gemäßigten und subtropischen Gegenden;

D: natürliches Vorkommen: Winter- und Sommerlinde (seltener ihre Kreuzung, die holländische Linde),

in Parks und Alleen teilw. andere Arten (amerik. Linde, Olivers Linde, Trauerlinde)

Größere Linden(rein)bestände nur noch Osteuropa, Sibirien

Wuchshöhe

Sommerlinde bis 40m,Winter-Linde bis 30 m

Stammdurchmesser

Bis zu 2m

Rinde

Längsrissig, dick gerippt

Blüten

Juni-Juli; 2-5 hängende Rispen, intensiver Duft v.a. bei der Sommer-Linde gegen Abend. Bestäubung u.a. durch Bienen, welche dann Lindenblütenhonig produzieren

Blätter

Herzförmig mit gesägtem Rand, Blätter der Sommerlinde deutlich größer als Winter-Linde, bei der Winter-Linde Blatt-Unterseite behaart

Herbstfärbung

gelb

Früchte

September; Nussfrucht 5-7 mm lang, kugelig

Alter

Bis zu 1000 Jahre!

Gefährdung / Schutz

Meist vom Menschen gepflanzt, natürliche Linden selten

Nutzung

Schnitzereien, Drechselarbeiten, Bildhauerei (Heiligenstatuen); Blindholz, Absperrfurnier, Spielzeug, Streichhölzer, Musikinstrumente, Fässer, Zeichen-/Filterkohle

Besonderheiten

Etwa 850 Orte oder Ortsteile in Deutschland tragen Namen, die auf den Lindenbaum zurückzuführen sind. Besondere kulturelle Rolle s.u.

 

Mythen, Legenden, kulturelle Bedeutung

Der Name Linde kommt vom nordgermanischen „Iinda“ (= Binde), was auf die frühere Verwendung des Lindenbastes zu Bindearbeiten hindeutet.

Bei den Germanen und den Slawen galt die Linde als heiliger Baum. Es heißt, die Germanen weihten die Linde ihrer höchsten Göttin Freya. Die Linde gilt als weibliches Wesen.  Die Christen tauschten zu späterer Zeit die unter den Linden aufgestellten Freya-Statuen gegen Darstellungen der Jungfrau Maria aus. In vielen Orten in Mitteleuropa war oder ist die Dorflinde das Zentrum des Ortes: hier wurde gefeiert, getanzt, geheiratet, Nachrichten ausgetauscht und Brautschau gehalten. Darüber hinaus wurde hier das Dorfgericht abgehalten, eine Tradition, die auf die germanische Gerichtsversammlung, das Thing, zurückgeht. An einem Thing-Tag, von welchem sich der Name unseres heutigen Dienstages ableitet, wurde der zuvor thingfest (dingfest) Gemachte verurteilt und zuweilen auch gleich an der Dorflinde aufgehängt.  Die Linde ist deshalb auch als „Gerichtsbaum“ oder „Gerichtslinde“ bekannt. Nach Kriegen (oder Pestepidemien) gab es den Brauch, so genannte Friedenslinden zu pflanzen. Die meisten erhaltenen Exemplare erinnern an den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71, oder den Westfälischen Frieden, zum Beispiel die "Friedenslinde am Dreierhäuschen" im thüringischen Ponitz, oder an lokale Ereignisse wie die Zerstörung Ratzeburgs. Das Gedicht "Der Lindenbaum" von Wilhelm Müller wurde von Franz Schubert vertont und später zum Volkslied "Am Brunnen vor dem Tore".

Auch in Sagen und Legenden ist der Baum von Bedeutung (Nibelungensage). Schon zu früher Zeit nutzte man das weiche, linde, dennoch aber feste Holz des Baumes für Schnitzwerk. Heute findet es Verwendung in der Bildhauerei und bei der Spielzeugherstellung. Das Holz der Linde kam auch in Form seiner Kohle bei Vergiftungen zur Anwendung.

Die Bedeutung der Linde zeigt sich auch heute noch in ihrem Einsatz als beliebter Allee- und Parkbaum. Etwa 850 Orte oder Ortsteile in Deutschland tragen Namen, die auf den Lindenbaum zurückzuführen sind. Der Name der Stadt Leipzig beispielsweise leitet sich vom sorbischen Wort Lipsk ab und bedeutet Linden-Ort.

Der Lindenbaum und besonders sein Blatt ist das Symbol des sorbischen Volkes. Auch in Tschechien gilt die Linde (tschechisch: lípa) als nationaler Symbolbaum, zahlreiche Ortsbezeichnungen leiten sich von ihr ab (z. B. -Česká Lípa (Böhmisch Leipa), Lipno-Stausee, Lipnice, Lipník, Lípová). Die kroatischen Währung Kuna (Marder) besteht aus 100  Lipa (Linde).

 

Einsatz in der Volksmedizin

In erster Linie kommen die Lindenblüten zum Einsatz. Die Blüten werden frühestens einen bis 5 Tage nach dem Aufblühen geerntet. Sie enthalten Flavonoide, Schleimstoffe, und in geringen Mengen ätherisches Öl (u.a. Linalool, Geraniol und Eugenol). Lindenblütentee wirkt schweißtreibend, entzündungshemmend, krampflösend sowie bei Reizhusten. Zur Anwendung kann der Lindenblütentee dementsprechend bei Katarrhen der oberen Atemwege, Halsschmerzen oder fieberhaften grippalen Infekten kommen. Auch eine beruhigende Wirkung bei Unruhezuständen wird den Lindenblüten nachgesagt.

 

Verfasserin: Dr. Insa Joost

 

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